Mit einem offenen Brief wendet sich der Bundesverband Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk sowie eine Vielzahl Feuerwerkerinnen und Feuerwerker an die Kanzlerin, den Innenminister und die Abgeordneten der Länder im Bundesrat, wo heute ein Verkaufsverbot für Pyrotechnik beschlossen werden soll. Sie appellieren damit dringend an Landes- und Bundespolitik, gegen das geplante Verkaufsverbot zu stimmen. Das geplante Verbot bedeutet eine unmittelbare und in den meisten Fällen unabwendbare existenzielle Bedrohung für nahezu alle pyrotechnischen Betriebe. Gleichzeitig fehlen ausreichende Anhaltspunkte oder Belege, dass durch ein Verbot das Infektionsgeschehen gemildert oder das Gesundheitssystem maßgeblich entlastet wird.
„Anders als in anderen Gewerbezweigen konzentriert sich nahezu der gesamte Umsatz unserer Branche auf die letzten drei Verkaufstage des Jahres“, erklärt Felix Rausch, Sprecher des Bundesverbandes. Die meisten der betroffenen Unternehmen sind Klein- und Familienbetriebe, die unterjährig professionelle Feuerwerke anbieten – eine Einkommensquelle, die wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nahezu gänzlich ausblieb. Dass nun auch der Verkauf von Silvesterfeuerwerk wegbricht, bedeutet in den meisten Fällen einen Umsatzeinbruch von über 90%. Verschlimmert wird die Situation durch die Kurzfristigkeit des Verbots: Ware wurde angekauft, Flächen gemietet, Speditionskapazitäten gebucht. Finanziell, aber auch psychisch, ist ein Verbot zum jetzigen Zeitpunkt für die meisten Betriebe nicht tragbar. „Die Flugmaschine der Feuerwerksbranche war bereits im Herbst im Absturz begriffen. Mit der Entscheidung von November, keine Verbote zu erlassen, wurde den Betrieben ein Fallschirm an die Hand gegeben. Die Händler wagten mit Aufnahme der Silvesterlogistik den Sprung aus der fallenden Maschine. Mit dem jetzigen Verbot wird den Betroffenen im Freiflug der Fallschirm abgeschnitten. Das bedeutet für viele das sichere Ende“, so Rausch.
Die Belastung des Gesundheitssystems durch Feuerwerk ist deutlich geringer, als Teile der Politik anführen. Eine Erhebung der Vivantes GmbH, die rund ein Drittel der Krankenhauspatienten und -patientinnen in Berlin versorgt, ergab 2019, dass nur rund 5% der Patientinnen und Patienten, die in der Silvesternacht Krankenhäuser und Notaufnahmen aufsuchen, durch Feuerwerk verletzt wurden. Eine kleine Anfrage im Bayerischen Landtag von 2020 führt lediglich 25 Personen in ganz Bayern auf, die zum vorhergehenden Jahreswechsel durch Feuerwerk verletzt wurden. „In Anbetracht dieser Zahlen eine ganze Branche in die Insolvenz zu schicken ist unverhältnismäßig“, kommentiert Dirk Abolins, Vorsitzender des Bundesverbands.
Das Verbot könnte letztlich sogar eine kontraproduktive Wirkung entfalten, weil es potentielle Käufer mangels legaler Alternativen dazu verleitet, Pyrotechnik aus dem Ausland zu beziehen. Damit erhöhen sich die Gefahren durch illegale Pyrotechnik, die immer wieder schwere Schäden anrichtet. Im Gegensatz dazu ist die Verletzungsgefahr durch das legal vertriebene und von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) überwachte Feuerwerk sehr gering. „Ein großer Teil der bisherigen schwereren Verletzungen dürfte stark auf ungeprüftes Feuerwerk zurückzuführen sein“, sagt Rausch. „Es steht daher zu befürchten, dass sich das Verkaufsverbot von legalem Feuerwerk dieses Silvester konträr zu den gewünschten Effekten hinsichtlich einer Entlastung von Kliniken und Notaufnahmen auswirken könnte.“
Zu einem vollständigen Verkaufsverbot schlägt der Bundesverband Alternativen vor, die sowohl der Sorge um Infektionsketten im Einzelhandel und überlasteten Notaufnahmen gerecht werden, als auch das Ende der Feuerwerksbranche in Deutschland verhindern könnten. „Wir schlagen vor, zumindest Versand und Abholung von fertig gepackten Bestellungen zuzulassen – wie dies im Onlinehandel ohnehin der Fall ist und auch in der Gastronomie gehandhabt wird“, sagt Dirk Abolins als Vorsitzender des Verbands. „Wichtig ist, dass die von der Regierung vorgeschlagene Änderung so nicht angenommen wird und dass die Politik in einen Dialog mit der Branche tritt. Nur so kann eine Lösung gefunden werden, die allen Seiten eine positive Perspektive bietet.“, schließt Abolins.
Felix Rausch, Pressereferent
frausch@bvpk.org
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